Als selbst „Betroffener“ mit nun 39 Jahren sieht man einige Dinge aus einer ganz anderen Perspektive als Eltern, für die ja nicht nur das Elternsein neu ist und Unsicherheiten erzeugt, sondern auch noch zusätzlich der Albinismus hinzukommt. Einige meiner Bekannten und Freunde haben z.Zt. kleine Kinder, so daß ich die kleinen und großen Sorgen hautnah mitbekomme. Bis auf ein Kind mit starker geistiger Behinderung sind alle gesund. Warum ich das nun erzähle? Nun es geht um die Frage weitere Kinder, wenn das erste ein Albino ist.
Da denke ich, man sollte deutlich zwischen den Problemen trennen die kleine Kinder generell verursachen können (einige schreien sehr viel, andere haben starke Blähungen.), und Probleme die durch die Sehbehinderung bzw. den weißen Haaren verursacht werden (Aufmerksamkeit erregen, dumme Sprüche). Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß diese Probleme sicher gut zu lösen sind wenn man sich darüber Gedanken macht.
Meiner Meinung nach ist es sehr sinnvoll, daß mehrere Geschwister gemeinsam aufwachsen. Dabei ist es nicht wichtig, ob nur eins ein Albino ist oder alle. Wichtig ist, daß nicht ein Einzelkind sich den Weg alleine in die Selbständigkeit „erkämpfen“ muß. Geschwister vermeiden nicht nur eine Überfürsorge der Eltern, sondern treten anderen Kindern gegenüber als Gruppe auf. So können sich die Geschwister gegenseitig gegen „dumme Sprüche“ verteidigen und werden dadurch immer selbstbewußter (Ich bin froh meine drei Jahre ältere Schwester zu haben). Auch ist es in der Gruppe leichter Kontakte zu anderen zu bekommen. Ich habe z.B. keine Möglichkeit über den Blickkontakt mit anderen in Verbindung zu treten. Meine Freunde und Bekannte habe ich alle über Andere kennengelernt. Und da bin ich auch schon bei dem nächsten Thema – Freunde:
Eltern sollten Freundschaften immer sehr unterstützen (das gilt auch sicher ganz allgemein). Aber ich bin immer wieder froh einige wenige sehr gute Freunde zu haben die auch für mich mitsehen können, mich auf Dinge aufmerksam machen die mich interessieren und für die es auch selbstverständlich ist, mich zu Hause abzuholen um mich irgendwo hinzubringen. Und schon sind wir beim Thema Straßenverkehr:
Ich habe das Glück am Rande des Ruhrgebietes zu wohnen. Das bedeutet: Das öffentliche Nahverkehrsnetz ist einigermaßen gut ausgebaut, so daß ich meistens nicht auf oben genannte Freunde angewiesen bin. Auch fahre ich gerne und viel mit dem Fahrrad. Selbst grössere Touren 60 – 80 km fahre ich gelegentlich alleine. Mit einer Karte und einem Fernglas ausgerüstet ist das Finden des Weges auch kein Problem. Auch in Innenstädten mit viel Verkehr komme ich gut klar, wobei ich sagen muß, daß ich mich auf der Straße wesentlich wohler und sicherer fühle als auf einem Radweg. Auf Radwegen gibt es viele unvorhersehbare Hindernisse wie Geisterfahrer und plötzich vor das Rad laufende Kinder und Erwachsene.
Manchmal vermisse ich aber doch ein Auto; wenn ich mal Abends alleine zu einer Veranstaltung möchte und ich mit Bussen und Bahnen keine Möglichkeit mehr habe zurückzukommen. Zur Not gibt es dann ja auch noch ein Taxi, und wenn man bedenkt wieviel Geld man für ein Auto ausgeben würde kann man sich viele Taxifahrten leisten.
So, das soll es erst mal gewesen sein. Vielleicht ergibt sich ja auch mal ein persönlicher Kontakt bei einem Treffen oder auf anderem Wege.
H.M. 199